Geerbte Immobilien zwischen Erinnerungen und Unterhaltung

Ältere Häuser und Grundstücke sind meist sanierungsbedürftig. Lohnt sich die Instandhaltung oder kommt doch von den Kosten her eher ein Abriss in Betracht?

Für die Enkel ist das Wohnhaus von Oma und Opa oft ein Sehnsuchtsort womit schöne Erinnerungen einhergehen. Da ist der große Garten, an dessen Grenze ein kleiner Bach entlang fließt. Hier durfte man so schöne Abenteuerspiele erleben. Nachts konnte man in den etwas älteren Betten schlafen. Das ist alles schon so lange her.

Nun steht die Entscheidung an, soll ich mit meiner Familie in das Haus meiner Großeltern ziehen? Allerdings besteht die Möglichkeit, dass Gebäude aus den 50er oder 60er Jahren auf einen zeitgemäßen Stand sowohl energetisch als auch unterhaltungsmäßig zu bringen.

Oder sind die Sanierungskosten so hoch, dass das Haus gleich abgerissen wird und ein neues modernes Gebäude entsteht?

Bei einem Neubau können die Bauauflagen etwas umfangreicher ausgeprägt sein. Daher sollte hier eine eingehende Prüfung erfolgen. Außerdem besitzen die etwas älteren Gebäude eine gewisse Grundsubstanz, mit der eine fachgerechte Sanierung sich meistens lohnt.

Bei einer Begutachtung durch einen Bauexperten, Gutachter, Sachverständiger sollten immer 2 Optionen (Sanierung oder Neubau) geprüft werden. Außerdem sollten Gespräche mit der Bauaufsicht geführt werden, ob inzwischen ein Bebauungsplan für das Gebiet in dem das Wohnhaus steht, erstellt wurde. Sollte dies der Fall sein, ist das Wunschhaus eventuell doch nicht mehr zu realisieren.

Daher wird empfohlen, für die Begehung einen Bausachverständigen, Gutachter, Bauexperten zu beauftragen. Dieser sollte Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Der Abriss eines Gebäudes kann unter Umständen hohe Kosten verursachen. Dies gilt insbesondere dann wenn schadstoffbelastete Baumaterialien anfallen, die dann einer besonderen Entsorgung unterliegen. Außerdem werden hierdurch Resourcen (Rohstoffe) eingespart.

Es kann festgehalten werden, dass ein Abriss ohne Schadstoffentsorgung schon teuer genug ist und diese Kosten werden in Zukunft noch steigen, insbesondere im Hinblick auf die fachgerechte Beseitigung von belasteten Baumaterialien.

Es ist davon auszugehen, dass teilweise die in den 50er und 60er Jahren eingesetzten Baumaterialien heute oft als Sondermüll einzustufen sind und somit einer aufwendigen Entsorgung unterliegen.

Es können zum Beispiel in der Dacheindeckung oder im Brandschutz asbesthaltige Materialien verwendet worden sein. Dies gilt aber nicht für jedes Haus. In diesem Fall müsste eine Untersuchung auf eine Schadstoffbelastung hin erfolgen. Selbst die in den 70er und 80er Jahren gebauten Häuser können Schadstoffe belastete Baumaterialien eingebaut worden sein oder bei einer bereits durchgeführten Sanierung entfernt worden sein.

Neue Wasser- und Abwasserleitungen und Heizungssysteme spielen bei der Abwägung ob eine Sanierung lohnt, auch eine entscheidende Rolle. Außerdem bilden weitere Schwachstellen wie feuchte Kellergeschosse, Fassadenschäden, Elektroinstallation von den Sanierungskosten her einen erheblichen Faktor.

Daher bedeutet eine Bestandsimmobilie auf einen neuen und zeitgemäßen Stand zu bringen, meist einen nicht unerheblichen Kostenfaktor.

Dem neuen Eigentümer sollte man klarmachen, dass die Gebäude aus diesem Entstehungszeitraum in einen Rohbau zu versetzen sind.

Somit können die energetischen und zeitgemäßen Anforderungen auch bei diesen Häusern weitgehend erfüllt werden.

Werner Germayer